Warum wir uns gerade den einen Partner aussuchen

Warum wir uns gerade den einen Partner aussuchen

Wer kennt das nicht? Am Anfang einer Liebesbeziehung sind wir oft vollkommen in den anderen verschossen. Wir sehen ihn in einem ganz besonders hell scheinenden Licht. Nach einiger Zeit sehen wir jedoch auch die nicht so schönen Seiten. Es kommen Fragen auf wie „Ist das wirklich die Person, in die ich mich verliebt habe?“ oder „Möchte ich mit dieser Person weiterhin zusammen bleiben?“.

Doch was passiert eigentlich beim Verlieben? Oft verlieben wir uns durch einen anderen Menschen in uns selbst. Genauer gesagt verlieben wir uns in positive Anteile von uns selbst, die wir bereits haben oder unbewusst noch entwickeln möchten. Bei den Schattenseiten, die wir meist erst später in einer Partnerschaft am Anderen erkennen, ist es ähnlich: Auch diese haben oft sehr viel mit uns selbst zu tun. Das zu erkennen fällt nicht immer ganz einfach. Daher lehnen wir diese Seiten an unserem Partner auch so vehement ab. So kann es sein, dass uns die Unordnung des Partners ganz wahnsinnig macht. Dabei sehen wir nicht, dass auch wir selbst sehr unordentlich sein können oder es kann sein, dass wir besonders ordentlich sind und am Partner unseren unbewussten Wunsch, uns einmal zu erlauben, auch unordentlich zu sein, ablehnen.

Glücklicherweise gibt es die verschiedensten Methoden, um mehr Klarheit in Liebesbeziehungen zu bringen. So kann man sich durch Gestaltarbeit seiner Anteile bewusst werden und auch seine Schattenseiten integrieren, was uns ein Gefühl von mehr Freiheit in der Partnerschaft gibt. Eine weitere sehr hilfreiche Methode ist eine, die von Katie Byron entwickelt wurde. Durch einige wenige gezielte Fragen kann man Wichtiges über sich und seine Beziehungen herausfinden und nützliche Handlungsanleitungen für den Alltag bekommen. Im Folgenden gebe ich ein kurzes Beispiel aus meiner Arbeit, in der ich Byrons Methode angewendet habe.

Die Klientin kam mit folgendem Glaubenssatz:

Ich bin unfähig eine Beziehung zu führen, weil ich nicht stark genug bin.

Frage: Ist es wahr?

Klientin: Ja.

Frage: Kann ich wirklich wissen, dass es wahr ist?

Nein, denn es ist mir in der Vergangenheit auch gelungen, Beziehungen zu führen.

Frage: Wie reagiere ich, wenn ich an dieser Überzeugung festhalte?

Klientin: Ich reagiere mit Depression. Ich fühle mich wertlos.

Frage: Gibt es einen Grund, diese Überzeugung loszulassen?

Klientin: Ja, es fühlt sich unerträglich an und es macht mein Leben kaputt.

Frage: Gibt es einen Grund, der mir keinen Stress verursacht, an dieser Überzeugung festzuhalten?

Klientin: Nein, es gibt keinen Grund, daran festzuhalten.

Frage: Wer wäre ich, wie ginge es mir ohne diese Überzeugung?

Klientin: Ich würde mich leicht und fröhlich fühlen. Ich wäre interessiert an allem Neuen. Ich würde voller Freude meine Beziehung leben. Es wäre auch genug Kraft und Zeit für Hobbys, soziale Kontakte und alles, was Spaß macht. Ich könnte meine Fähigkeiten nützen und leben.

Ich kehre meine Aussage folgendermaßen um:

Ich bin stark. Deswegen bin ich fähig, eine Beziehung zu führen.

 

[Bildnachweis: Bigstock/ Tom Wang]