Meditation ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Noch vor wenigen Jahren war Meditation wenig beachtet. Das hat sich stark verändert, auch dank wissenschaftlicher Studien, die die positiven Wirkungen von Meditation bestätigt haben. NeurowissenschaftlerInnen haben herausgefunden, dass Meditation positive Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung, Körperbewusstsein, Schmerztoleranz, Emotionsregulation und unser Selbstgefühl hat. Aus meiner Sicht wird es höchste Zeit, dass Meditation als Praxis zu einer Selbstverständlichkeit wird, denn wir Menschen bestehen aus Körper und Geist. Während wir den Körper durch Sport trainieren, haben wir dem Training unseres Geistes bis jetzt wenig Beachtung geschenkt und das, obwohl ein gesunder Geist für einen gesunden Körper unerlässlich ist. In diesem Blogeintrag erkläre ich, was das Wichtigste beim Meditieren ist und gebe dir drei praktische Ratschläge, wie du deine Meditationspraxis vertiefen kannst.
Meditationsseminare gibt es viele, jedoch fehlt oft die genaue Anleitung, wie meditieren überhaupt geht. Ich selbst war zu Gast in einem Meditationszentrum, wo die TeilnehmerInnen keine Antworten auf ihre Fragen nach dem Wie des Meditierens bekamen. Sie sollten einfach still sitzen und selbst herausfinden, wie das meditieren geht, was natürlich zu Frustration führte. Auch habe ich oft gehört, dass das einzige Ziel von Meditation ist, nicht mehr zu denken. Das ist meiner Ansicht nach falsch und führt dazu, dass viele Menschen, die mit Meditation beginnen, im schlimmsten Fall die Meditationspraxis wieder aufgeben, weil sie das Gefühl haben, es nicht zu „können“.
Meditation hat nicht viel mit Können und noch viel weniger mit Leistung zu tun. Aus meiner Perspektive sind die Hauptziele von Meditation folgende:
- eine kurze Auszeit vom oft ruhelosen Alltag nehmen und Zeit nur mit dir selbst zu verbringen
- Kontakt zu deinem Atem und deinem Körper aufzubauen
- dir deiner Gedanken bewusst zu werden und dir bewusst zu werden, dass du die Macht über deine Gedanken hast
Punkt 1 (Auszeit) ist wichtig, weil wir damit aus dem Handeln ins Sein kommen. Wir müssen nichts mehr tun, sondern erleben, dass wir einfach da sein dürfen. Dadurch, dass wir keinen Input von anderen Menschen bekommen und ganz mit uns selbst sind, können wir unsere eigene Essenz wahrnehmen. Diese Wahrnehmung unserer eigenen Essenz wird erst über die Zeit klarer werden. Oft sind wir so stark mit anderen verbunden und von außen beeinflusst, dass wir gar kein Gefühl mehr für uns selbst haben und das, was uns selbst ausmacht.
Punkt 2 (Kontakt zu dir) ist wichtig, weil wir im Alltag oft die Verbindung zu unserem Körper verlieren. Mit regelmäßiger Meditationspraxis wird uns auch im Alltag oft bewusst, dass wir mit Atem und Körper nicht in Verbindung sind und können dann ganz gezielt wieder die Verbindung damit aufnehmen. Dies hilft uns dabei, stressige Situationen besser zu meistern und unsere Grenzen besser auszuloten und somit mehr in unserer Mitte zu sein und somit zufriedener.
Punkt 3 (Macht über Gedanken) ist wichtig, weil wir durch Meditation lernen unsere Gedanken zu beobachten. Erst wenn wir diese beobachtende Distanz zu unseren Gedanken geschaffen haben, können wir uns für oder gegen bestimmte Gedanken entscheiden. Und dann können wir vor allem die negativen Gedanken, die in uns Leiden erzeugen, in realistischere verwandeln. Später, mit mehr Meditationspraxis, kann diese Macht über die Gedanken dazu führen, dass du beschließt, für eine Zeit während der Meditation gar nichts zu denken; dies sollte aber anfangs nicht dein primärer Fokus sein. Beginne damit, deine Gedanken zu beobachten und stelle dir immer mal wieder die Frage: Will ich das denken, was ich da denke oder will ich lieber etwas anderes denken? Lenke auch deinen Fokus auf die Gedankenpausen. Irgendwann kannst du diese bewusst ausdehnen.
Abschließend möchte ich dir noch drei praktische Tipps zum Meditieren geben:
- Wenn du das Gefühl hast, von deinen Gedanken überwältigt zu werden, kannst du durch folgende Vorstellung deine Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen: Stelle dir vor, du gibst deine Gedanken in ein leeres Glas, du nimmst das Glas und leerst es aus. Wiederhole diese Vorstellung so lange, bis sich deine Gedanken beruhigt haben.
- Konzentriere dich während der Meditation immer mal wieder auf den Atem. Im Alltag atmen wir oft nicht tief genug und führen unserem Körper somit weniger Sauerstoff zu, als wir könnten. Um den Atem zu vertiefen, kannst du zum Beispiel die Ujjayi-Atmung anwenden, die einige vielleicht aus dem Yoga kennen: Um diese Atmung zu kreieren, flüstere einige Male den Laut „haaaa“ beim Ausatmen und beim Einatmen. Schließe dann deinen Mund und atme weiter mit dem Reibelaut, der durch deine verengte Stimmritze entsteht. Lasse deinen Mundraum weit, damit der Ton genügend Raum hat. Das Atemgeräusch gibt dir laufend Feedback, ob du geistig abschweifst, dich zu sehr anstrengst oder emotional aus deiner Mitte fällst. Achte daher darauf den Atem mühelos und sanft fließen zu lassen.
- Probiere verschiedenste Dinge aus – es gibt nicht DIE eine Art zu meditieren und jeder Mensch braucht andere Voraussetzungen, um in Ruhe zu kommen. Das gibt dir auch eine tolle Möglichkeit, dich selbst besser kennenzulernen. Es kann zum Beispiel sein, dass du nach einem langen Arbeitstag im Sitzen zuerst Lust hast, dich etwas zu bewegen oder zu tanzen, bevor du dich hinsetzt. Die Bewegung kannst du schon in deine Meditation einbauen: Sei dabei sehr bewusst mit dir und deinem Körper – auf welche Bewegungen hat dein Körper gerade Lust? Oder möchtest du überhaupt sitzen oder bleibst du lieber stehen? Du musst auch nicht im Schneidersitz sitzen, wenn das für dich unangenehm ist. Sei kreativ und mach es dir bequem. Enjoy your meditation!
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